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Ana Vujic (CH)
SABOTAGE VISUELLE

So 5.6. / So 19.6.2016 | 14 – 24 Uhr | Ausstellung mit Malerei
Sun 5.6. / Sun 19.6.2016 | 2 – 12 pm | exhibition with painting
So 19.6.2016 | 21 Uhr | Konzert: Blues-Trash von CELLO INFERNO (LU)
Sun 19.6.2016 | 9 pm | concert: Blues-Trash by CELLO INFERNO (LU)

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​Diese Ausstellung ist an zwei Sonntagen (5.6.16 und 19.6.16) oder auf Anfrage geöffnet. Am Sonntag 19. Juni spielt der Strassenmusiker CELLO INFERNO (LU) ab 21 Uhr Blues-Trash mit seinen selbstgebauten Klangkörpern.
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Ana Vujic, BIRTH - FUCK - DEATH (3/3). Tusche und Acryl auf Papier, 15 x 13 cm. Atelieransicht (Ausschnitt). Basel, 2016.
In der Ausstellung "SABOTAGE VISUELLE" zeigt Ana Vujic ihre neuesten Arbeiten, zu denen sie während ihrer letztjährigen Reise nach Hamburg, Serbien und Mexiko inspiriert wurde. Ausgangspunkt für die grossformatigen Malereien sind aktuelle Medieninhalte, es sind Bilder des tobenden Krieges an den Grenzen Europas. Es scheint als greift eine Melancholie der modernen Zeit um sich, eine "Passivität der Bürger", die sich solchen Krisenbildern ausgeliefert fühlen. Die Malerin verbildlicht diese gesellschaftlichen Missstände nicht zuletzt um nach absichtlichen Reaktionsstörungen der Bürger und nach der Macht der Kunst als Protestmittel zu fragen.
Ana Vujic, SABOTAGE VISUELLE. Ausstellungsansicht, kunsthallekleinbasel. Fotografien: Tjefa Wegener. Basel, 2016.

SABOTAGE VISUELLE
von Sibylle Sunda

Die Sabotage, als absichtliche und heimliche Störung und Manipulation eines Prozesses, kommt unter dieser Bezeichnung ziemlich genau zeitgleich auf wie die industrielle Revolution. Die Verbindung zur Sabotage Visuelle, also zur Manipulation des Bildes und vor allem des bildgenerierenden Mediums wie, das Ana Vujic hier vornimmt, liegt also auf der Hand. Künstlerisch vollzieht sie die Manipulation etwa durch Ritzen, Übermalen und Zweckentfremdung von Material, wie auch inhaltlich durch das Befragen von Medien wie alten und defekten photographischen Dispositiven und ihre Überlagerung mit zeitgenössischen (sprich digitalen) Mitteln, ebenso das Befragen der Verbreitung von Bildmaterial durch Massenmedien und implizit auch deren 'privatisierten' Form, der sozialen Medien (eine unabhängige und doch nicht unproblematische Form der Verbreitung von 'News'-Bildern).
Sabotage bedingt eine Maschine, einen Apparat, oder hier auch einen sozialen oder künstlerischen Prozess, sogar den Akt des Schauens, der manipuliert und als Fehler im System offengelegt wird.
​
Das Medium formt unseren Blick, behaupten und belegen die Arbeiten Ana Vujics in dieser dichten und finsteren Präsentation. Zwischen Technophilie und Technologieskepsis halten uns die Arbeiten emphatisch dazu an, unsere eigene Art des Bildkonsums zu reflektieren und der Konstruktion von Wirklichkeit auf die Spur zu kommen, ihrer Bedingtheit durch das vermittelnde Bild oder Medium, und schliesslich der fragilen Natur dieser Wirklichkeit.

In dem grossformatigen, an Géricaults Floss der Medusa gemahnenden Flüchtlingsschiff („No Man`s Land“; Tusche auf MDF Platte) und der angrenzenden eingenickten Fernseherin, der „Mélancolie du temps moderne“ ist es gerade diese mediale Brechung der Realität, über die wir sinnieren sollten. Der von Ost nach West wandernde Totentanz, der sich mittels TV- und Mobiltelefon-Bildern Raum greift, vervielfältigt sich in einer paradoxen Spiegelung des Todes – der Todesahnung, von dem Tode Entrinnen und vor allem des Todestriebs.
Die erschöpfte Schlafende, die vermeintlich Gesättigte vis-à-vis den Entronnenen auf dem Schiff verbindet eine Parallele des Schattens. So ist der Schlaf (hier ein weiblicher Hypnos) der kleine Bruder des Todes. Die dunkle Kraft dieses Schattens (Melancholia) ist bei den Schiffenden immanent traumatisch und existentiell, bei der andern Figur - einer Allegorie des Westens? - endogen und katatonisch geworden. Das erwähnte Paradoxon nun ist, dass bei ersteren wohl mehr Hoffnung da ist, sie auf eine gewisse Art sogar für den hoffnungsvollen Aufbruch und die Überwindung des Todes stehen, während bei der fernsehenden 'Verschonten' eine nicht mehr zu überwindende Stagnation spürbar ist, eine metaphorische Erschöpfungsdepression. Ein interessanter Verweis ist das historisierende Fernseh-Testbild, das auf gespeicherte Schatten aus einer früheren Zeit schliessen lässt, die unzugänglich geworden sind, obwohl sie aktuell weiterwirken.

In einem Akt der ikonischen Aggression (oder eben Sabotage) entweiht und profanisiert Ana Vujic mit Messer und Marker Drucke der Muttergottes und des Gottessohns, indem sie sie 'sterblich' macht – uns gleich. Christus verschmilzt mit dem Adamsschädel am Fusse des Kreuzes. Für Maria gibt es keine Erlösung, keine Himmelsaufnahme, ihr Leiden wird sie geradewegs in den Tod hinein verhärmen. Anders gesagt, sie verhärmt in die Bedeutungslosigkeit eines Menschenlebens und dessen Vergänglichkeit. Paradoxerweise erhebt die 'Häresie' der Vermenschlichung und das Aberkennen eines übermenschlichen göttlichen Status, welche hier gewaltsam an den Ikonenbildern vorgenommen wird, und die Intensität des Schmerzes sie über die Schwelle des individuellen hinaus zu einem über-individuellen Schmerz. Durch das Töten des Göttlichen transzendiert das Bild wiederum zu einer Überschreitung des rein Menschlichen und erschafft paradoxerweise einen neuen Christus (Sinnbild des Schmerzes und seiner Überwindung durch Annahme) und eine neue mater dolorosa.

„Time flies away / Birth, Fuck, Death“ sind drei Zeichnungen auf der verwitterten Rückseite von gefundenen Drucken und widmen sich dem alten künstlerischen Thema der Nichtigkeit und Bedeutungslosigkeit der menschlichen Existenz gegenüber dem Lauf der Zeit. Im Zeitraffer des einzelnen Lebens offenbart sich Chronos als Sieger über den Eros. Die Zeit, sie entflieht und sie besiegt uns.. Wieder hebt uns Ana Vujics Kunst in ihren Spannungsbogen zwischen Hoffnung und Hoffnungslosigkeit, in dem das Wissen um die Nichtigkeit doch erst das Leben ermöglicht.
Trotz der Schwärze, die ihr gesamtes Schaffen durchzieht, bleibt doch immer festzuhalten, dass die Melancholie niemals ein endgültiges Absinken in die Schwermut ist, im Gegenteil. Denn die Melancholie ist, in einem Umkehrschluss von Susan Sontags Aussage „Depression is melancholy minus its charms“, die reizvolle Variante der Konfrontation mit dem Tod, oder anders, das Entstehen des Schöpfergeists angesichts der Wirklichkeit und eben auch der Schaffenskraft ungeachtet der Wirklichkeit.

​Text: Sibylle Sunda
​Basel, 2016


Ana Vujic

Ana Vujic | ​website
​
Ana Vujic (*1981 in Pozarevac, SRB) lebt und arbeitet als freischaffende Künstlerin und Kunstkritikerin in Basel. Sie hat in Basel Kunstgeschichte studiert (Schwerpunkt: Urban Art) und in dem Bereich unterrichtet. Seit 2007 schreibt sie regelmässig für Galerien und Zeitungen (Tageswoche, ProgrammZeitung) und moderiert die Sendereihe "D`Art. Kunst, die ins Schwarze triff" auf Kanal K, die sich mit politisch motivierter Strassenkunst auseinandersetzt. Seit 2011 arbeitet sie als freischaffende Künstlerin mit regelmässigen Ausstellungen im In- und Ausland.

Die künstlerische Arbeit von Ana Vujic ist stark vom gesellschaftskritischen Drang des Realismus und dem Trash der Strassenkunst geprägt. Sie arbeitet oft grossformatig, auf Bretter oder andere Abfallprodukte unserer Gesellschaft. Die verschiedene Untergründe bearbeitet sie mit Tusche, groben Markern oder Cuttern. Die figurativen Menschenbilder die so entstehen beinhalten oft Textelemente und sind in Schwarzweiss gehalten. Vujic erzählt nicht von rosigen Zeiten sondern bringt tabuisierte Themen des kapitalistischen Auswuchs auf die Wände, Gefühle, die in unserer medial vorgetäuschten Spassgesellschaft kein Platz finden.

Solo exhibitions
NOW YOU WILL SEE THE END, Kulturgold Sichtbar, Hamburg (D), 2015
REVEILLEZ-VOUS!, Gallery Daeppen, Basel, 2015
BILDER SOLLEN WIEDER SCHREIEN. Gallery Daeppen, Basel, 2014
SHE`S A KILLER, Eldorado, Biel (CH), 2013 
LET`S TALK ABOUT MONEY, HONEY. Gessnerallee, Zürich, 2013
I DON`T WONNA LIVE IN A GHOST TOWN. Hirscheneck, Basel, 2012
PAINT IT BLACK. Irrsinn, Basel, 2011

Group exhibitions
LISTE TOTAL, Dr. Kuckucks Labrador at Liste 20 Art Fair, Basel, 2016
MUJER ES REVOLUCION, Centro Cultural, Oaxaca (MEX), 2015
I NEVER READ, Art Book Fair parallel to Art Basel, 2015
ART AND WHEELS, Ausstellungsraum M54, Basel, 2015
ARTLOCH, Hirscheneck, Basel, 2015
ARTSOUK, Dachstrock Reitschule, Bern, 2014
ART IS FREE, Street Art exhibition, Zürich, 2014
KISS MY ÄSS, Kollektiv Zähringer, Zürich, 2014
ATOPIE I - Ein Experiment, Flatterschafft u. Kaskadenkondensator, Basel, 2014 
LE MAL DE VIVRE, Gallery Daeppen, Basel, 2014
EUROPAALLEE - Street Art exhibition, Zürich, 2014 
ART EN RESISTANCE, Café Hammer, Basel, 2013 
SEITENBLICKE, Bellevue - Ort für Fotografie, Basel, 2013
MIR HÄNDS NÖTIG, Starkart Galerie, Zürich, 2012

Publication
KILLING YOURSELF TO LIVE, Edition Luciver, 2015

Artist exchange program
TALLER DE GRAFICA "LA CHICHARRA", Oaxaca (MEX), 2015
Bild
K U N S T H A L L E K L E I N B A S E L​
independent artist-run initiative
​since 2014


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